Die Einsamen by Hakan Nesser

Die Einsamen by Hakan Nesser

Autor:Hakan Nesser
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-07-30T22:00:00+00:00


34

Kriminalassistent Claes-Henrik Wennergren-Olofsson hatte die längste Namensbezeichnung im Polizeigebäude von Kymlinge, und da er gern noch seinen Dienstgrad hinzufügte – vor dem Namen oder nachgestellt –, brauchte er meistens eine halbe Minute und zwei Zeilen, um fertig zu werden.

Alexander Tillgren, auch er Kriminalassistent, aber mit sechs Dienstjahren weniger auf dem Buckel, fand aus guten Gründen, dass Wennergren-Olofsson ein Idiot war. Zumindest war er der Meinung, dass seine Gründe gut waren, aber der Kollege war größer, stärker und außerdem mit einem unbegründet ausgeprägten Selbstbewusstsein behaftet, was Tillgren dazu brachte, meistens seine Meinung für sich zu behalten.

Was nicht immer leicht war. Wennergren-Olofsson gefiel es, ihn zu belehren, sobald die Gelegenheit sich bot, und eine zwei Stunden lange Autofahrt von Kymlinge nach Strömstad war zweifellos eine ausgezeichnete Gelegenheit.

Ich kotze gleich, dachte Tillgren, als sie noch nicht einmal die Hälfte hinter sich hatten. Wenn er nicht bald die Schnauze hält, dann schlage ich ihm eins in die Fresse.

»Und dann habe ich ihm gesagt, er solle sich verdammt gut in Acht nehmen«, sagte Wennergren-Olofsson. »Und weißt du, was der Mistkerl gemacht hat?«

»Nein«, antwortete Tillgren. »Was hat der Mistkerl gemacht?«

»Er hat versucht, mir eine runterzuhauen«, sagte Wennergren-Olofsson.

Wie schön, dachte Tillgren. »Das ist nicht dein Ernst?«, sagte er.

»Doch. Aber da zeigte sich, mit wem er sich einlässt.«

»Einließ«, sagte Tillgren. »Nicht einlässt.«

»Was?«, fragte Wennergren-Olofsson.

»Falscher Tempus«, sagte Tillgren. »Aber egal. Was hältst du eigentlich von dem Fall hier?«

Warum frage ich das?, dachte er. Ich bin ja genauso ein Idiot.

Wennergren-Olofsson schien eine Sekunde lang über die grammatikalische Frage nachzudenken, bevor er sie verwarf. »Kompliziert«, sagte er. »Aber nicht unlösbar. Ich habe da so meine Überlegungen.«

»Das klingt spannend«, sagte Tillgren und bekam einen scharfen Blick von seinem Kollegen zugeworfen. Manchmal war es schwer zu sagen, wie viel Ironie man einbauen konnte, ohne entlarvt zu werden, und er wollte sich gern so nahe an der Grenze halten wie möglich.

»Wie gesagt«, sagte Wennergren-Olofsson. »Was denkst du? Hast du dich überhaupt genauer mit dem Fall befasst?«

»Nicht so ganz«, musste Tillgren zugeben. »Aber es ist ja schon recht merkwürdig, dass zwei Menschen genau an der-selben Stelle mit so einem langen Zeitraum dazwischen ihr Leben verlieren.«

»Recht merkwürdig?«, schnaubte Wennergren-Olofsson. »Ich sage dir, wenn ich die Vernehmungen der Beteiligten hätte durchführen können, dann hätte ich das schon geklärt. Es ist wichtig, dass man vom ersten Spatenstich an dabei ist. Es ist doch wohl klar, dass es einer von denen war.«

»Der was gemacht hat?«, fragte Tillgren.

»Der die beiden ermordet hat natürlich«, sagte Wennergren-Olofsson. »Dieser Sandlin, der 1975 die Ermittlungen geführt hat, der wusste, dass da etwas nicht stimmte, dass diese Puppe Winckler ermordet worden ist. Er konnte es nur nicht beweisen.«

»Meinst du?«, fragte Tillgren.

»Ja«, sagte Wennergren-Olofsson. »Das meine ich.«

»Hast du Sandlins Akten gelesen?«

»Überflogen«, sagte Wennergren-Olofsson.

»Und du glaubst also, dass es einer aus der Gruppe war, der sowohl Maria Winckler als auch Germund Grooth ermordet hat?«

»Genau«, nickte Wennergren-Olofsson. »Notier dir das.«

»Schon notiert«, sagte Tillgren. »Aber wer? Und warum?«

Wennergren-Olofsson schob sich eine Portion Snus unter die Lippe und dachte nach. »Weiß der Teufel«, sagte er. »Ich habe sie ja nicht getroffen, habe ich doch gesagt.



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